Inhaltsverzeichnis

| Einleitung & Inhalt | Scribus installieren ⇒

Was ist Scribus, Was ist DTP?

Desktop-Publishing, kurz DTP, bezeichnet das rechnergestützte Setzen von Vorlagen für Drucksachen am Schreibtisch. Mit einer DTP-Software wie Scribus kann in Bezug auf Gestaltung, Typografie und Druck-Vorbereitung mehr Einfluss auf das Ergebnis genommen werden, als dies mit einer Textverarbeitungssoftware wie MS Word oder LO Writer möglich ist. Zudem kann eine DTP-Software wie Scribus – im Gegensatz zu den verbreiteten Textverarbeitungsprogrammen – ohne Umwege drucktaugliche Ausgabeformate wie PDF erzeugen oder auch solche mit Formularen und eingebetteten JavaScript erzeugen.

Auch unterscheidet sich die Arbeitsweise mit einem DTP-Programm grundlegend von der mit einer Textverarbeitungssoftware: In letzterem werden Text, Grafiken und Fotos direkt im Dokument platziert, während in Scribus erst ein Rahmen bzw. Objekt erstellt wird, dass dann mit Text oder einem Bild gefüllt wird – klingt erst einmal aufwendig, man ist aber wesentlich freier in der Gestaltung, als dies mit einer Textverarbeitungssoftware der Fall wäre.

Proprietäre DTP-Programme wie Adobe InDesign, Quark Xpress von Quark Inc. sowie Microsoft Publisher sind vom Funktionsumfang her durchaus mit Scribus vergleichbar, kosten aber vergleichsweise viel Geld, während Scribus FLOSS (Free/Libre Open Source Software) ist, also frei verteilt, genutzt und modifiziert werden darf. Zudem kann es bei einer proprietären Software vorkommen, dass das verwendete Programm oder ein älteres Dateiformat irgendwann vom Hersteller nicht mehr unterstützt, bzw. weiterenwickelt wird und die damit erstellten Dateien nicht mehr verarbeitbar sind, während Scribus’ Quellcode frei verfügbar ist, sodass jeder an der Entwicklung teilnehmen kann oder das Programm sogar unabhängig von den ursprünglichen Entwicklern verändern kann („forken“). Ein weiterer Vorteil von Scribus ist die Speicherung in einem auf XML basierenden Dateiformat (einfachere Verarbeitung von Scribus-Dokumenten in anderen Dokumenten).

Außerdem ist Scribus nicht auf die beiden meist benutzen Betriebssysteme Windows und Mac OS X beschränkt, sondern läuft auch unter Linux-Distributionen, den verschiedenen BSDs, (UNIX kompatible Betriebssysteme), OS/2 (bzw. der Weiterentwicklung eComStation) und Haiku („Nachbau” von BeOS), sodass die Bearbeitung der mit Scribus erstellten *.sla-Dateien (siehe: „Daten abspeichern und öffnen“) nicht an irgendein System gebunden sind.

Über die verschiedenen Scribus-Versionen

Zur Zeit (07.05.2018) ist die stabile Version von Scribus 1.4.7, d. h. sie wird zum Arbeiten empfohlen. Das Dateiformat der 1.4.x Versionen ist nur zu 1.4.x Versionen kompatibel. Untereinander unterscheiden sich die Versionen der 1.4er Reihe nicht sonderlich stark, meist beinhalten neue Versionen nur Fehlerbehebungen oder kleinere Verbesserungen (beispielsweise unterstützt 1.4.4 erstmals den PDF/X-1a-Export). Die aktuelle Entwicklerversion ist 1.5.4; hier werden komplett neue Funktionen eingebaut oder grundlegende Änderungen durchgeführt, die dann später in die stabile Version 1.6 einfließen werden. Eine Entwicklerversion ist nicht für den produktiven Einsatz ausgelegt, da sie Funktionen enthält, die noch nicht stabil sind – was nicht bedeutet, dass sie dauernd abstürzt, sondern dass sich die Funktionen bis zu einem stabilen Versionszweig noch ändern können: Der 1.5er Zweig ist also das Experimentierfeld der Scribus-Entwickler für neue Funktionen und Konzepte und dessen stabile Versionen (1.5.0 … 1.5.4) ermöglichen es dem normalen Nutzer, die neuen Funktionen zu testen, Fehlerberichte einzureichen und zu nutzen – wenn man beispielsweise einen PDF-Import, Fußnoten oder Schlagschatten benötigt, kann es zweckmäßig sein, hier die Entwicklerversion zu benutzen. Dabei sollten sie allerdings auf die Dokumentinkompatibilität von 1.5.x zurück zu 1.4.x achten:
Ein Upgrade ist problemlos möglich, ein Downgrade ist schwieriger.

Irgendwann, wenn die Entwickler mit dem Stand des 1.5er-Zweigs zufrieden sind, wird daraus die stabile 1.6er Reihe mit der ersten Version 1.6.0 herausgehen – allgemein gibt es keine vorher festgelegten Veröffentlichungs-Zeitpunkte, die Scribus-Entwickler veröffentlichen eine neue Version dann, wenn sie fertig ist.

Wenn sie sich nicht sicher sind, welche Version sie benutzen sollen, nehmen sie die aktuellste Version des 1.4er Zweigs – momentan 1.4.7 – auf welcher diese Einführung auch basiert – sie können später problemlos auf eine neuere Version umstellen.

Eine neuere Version von Scribus kann die Dateien einer älteren Version öffnen und bearbeiten, speichert sie dann jedoch in der neuen Datei-Version, die wiederum von der alten Version nicht gelesen werden kann: Trotzdem ist es empfehlenswert, erst nach Abschluss eines Projekts eine neuere Version einzusetzen, um Probleme zu vermeiden.

Sollen in Scribus erstellte Projekte weitergegeben werden, ist es sinnvoll, dies in Form einer PDF-Datei zu tun, da diese auf den meisten Geräten dargestellt werden können. Zusätzlich zu einer PDF-Datei können natürlich auch die sla-Datei und eingebundene Dateien wie Bilder und Schriften mitgeliefert werden.

Entwicklungsgeschichte von Scribus

Die erste Entwicklungsversion von Scribus (abgeleitet vom lateienischen Wort scriba für Schreiber) 0.3 wurde am 09. Juli 2001 vom Projekt-Gründer Franz Schmid veröffentlicht, die erste stabile Version 1.0 folgte zwei Jahre später. 2005 wurde mit 1.2.1 die erste Version mit verfügbaren komerziellen Support angeboten, im November 2006 wurden mit der stabilen Version 1.3.3.5 erstmals Windows und Mac OS X unterstützt (Entwicklungsversionen schon früher). Das zwei Monate später erschienene 1.3.3.7 lief erstmals unter OS/2, 1.3.3.14 war die letzte stabile Version der 1.3.3.x Reihe. Version 1.4.0 war Januar 2012 die erste Version der 1.4.x Reihe, 1.4.3 lief erstmals unter dem freien BeOS-Nachbau Haiku und ermöglichte das Erstellen von QR-Codes. Die Versionen bis zur neusten Version 1.4.7 (28.04.2018) sind primär Bugfix-Releases. Wer mehr über alte Scribus-Versionen wissen möchte, findet hier Ansatzpunkte: